Alles im Fluss...


Also. Wir haben hier ja hauptsächlich kaltes Wasser. Man hat immerhin die Auswahl zwischen kaltem Strahl oder lauwarmen Nicht-so-sehr-Strahl. Kaum wartet man kurze fünf Minuten in der zum Nachbarn offenen Außendusche und vertreibt sich die Wartezeit laut singend und tanzend, erhascht man schließlich einen Nieselregen von angenehmen temperierten Duschtropfen, die einzeln von der Haut abperlend nicht vergessen, einige Nuancen des guten Lidl-Shampoos mit sich in den Abfluss zu führen. 
 
Den Rest schmiert man einfach in das von Sonne und Wind in einer Viertelstunde getrocknete brettharte Handtuch und kann zur Not ja auch nochmal durchkämmen.

Das ist übrigens keine Beschwerde, sondern nur eine Info. Ich habe bisher einfach die Vielfalt der Dinge unterschätzt und komme mit der Bandbreite an Auswahlmöglichkeiten kaum klar.

Wasser zu kalt?
a) trotzdem duschen, schnell wie der Wind und auch für die Nachbarn gut hörbar.
b) Duschen verschieben bis es draußen wärmer ist (ca. ab 10 Uhr)
c) Hoppla, Duschen vergessen.

Wasser zu warm?
a-c) ab ins Meer

Leider momentan gar kein Wasser?
a) Duschen verschieben. Mañana ist ja bekanntlich der beste Tag.
b) siehe a)
c) siehe a)

Es kann in der Tat vorkommen, dass das Wasser zeitweise komplett versiegt. Wir haben uns inzwischen angewöhnt, wie die Spanier für sämtliche Koch- und Trinkvorgänge einen Vorrat an riesigen 8-Liter Wasserkanistern im Häuschen zu bunkern.
Diese wiederum sind allerdings extrem preisgünstig und natürlich in die hier üblichen Plastikflaschen gefüllt, so dass man sich bei dieser Mischung unweigerlich fragt, ob das Wasser aus der Leitung denn so viel schlechter sein kann? Nichtsdestotrotz folgen wir dem Trend und sind also fürs Essen, Kaffee und Tee nicht auf das hiesige Leitungswasser angewiesen.

Unser Fazit bei Wasserausfall ist daher:
nicht sehr schlimm, solange nicht tagelang das Wasser weg bleibt – was bisher zum Glück noch nie der Fall war – kann man das ganz gut überbrücken.

Lustig wird es auch, wenn zwar Wasser fließt, dafür aber kein Strom. Das wiederum zieht einen bunten Blumenstrauß an Kettenreaktionen hinter sich her, an deren Verknüpfung man im Traum nicht gedacht hätte.

Dazu plaudere ich mal kurz aus dem Nähkästchen:
Es waren einmal fünf junge Chicas, die machten sich auf, die wunderschöne Insel Mallorca zu erkunden und bezogen zu diesem Zwecke einige Tage im Häuschen Quartier. Die Flugzeiten waren wie üblich abenteuerlich, so dass die fünf Mädchen erst spät in der Nacht erschöpft in ihre Betten fielen, um ein verpassten Schönheitsschlaf ein wenig nachzuholen. Es war noch früh im Jahr, daher auch frisch an Temperatur, was den Wunsch der lustigen Mädchentruppe nach angenehm warmen Wasser begünstigte. So war es nicht verwunderlich, dass im Morgengrauen ein kleiner Schatten ums Haus schlich, Richtung Warmwasserboiler, um die gute Stimmung im Häuschen nicht zu gefährden.

Es kommt kein Wasser!“ tönt eine Stunde später ein Warnruf durch die Zimmer, was eine sofortige Versammlung in der schlauchartigen, antik senfgelb gefliesten Küche notwendig macht. Tatsächlich. Es tropft. Mehr gibt der Wasserhahn auch durch gutes Zureden, Herumrütteln und Schrauben nicht her. So kann man wenige Minuten später in und ums Häuschen herum emsige Geschäftigkeit der Chicas wahrnehmen, auf der Suche nach der Quelle der plötzlichen Wasserknappheit.

Der Boiler ist ja gar nicht richtig eingesteckt!“ Und so ist es dann auch. Frau Schlau der Truppe ist glücklicherweise auch ausreichend mit Körpergröße ausgestattet, sodass der weit über dem Boden hängende Boiler endlich genügend Strom bekommt, um die Wasserleitung zu versorgen. 
Da der Vormittag inzwischen schon weit fortgeschritten war, alle nach der Suchaktion ausreichend erschöpft und reif für eine Sangria waren, verschoben die Mädchen das Duschen einstimmig auf den folgenden Tag.

Es tropft, nein, es gießt. Diesmal allerdings eher auswärts. Der folgende Tag begrüßt die Mädels mit sintflutartigen Regenfällen, wie sie auf der wunderschönen Insel Mallorca in regelmäßigen Abständen auftreten. Dergestalt geweckt, beschließen die Chicas ein gemütliches Frühstück im Häuschen mit frisch aufgebackenem Brot und warmem Tee, denn nach wie vor ist es früh im Jahr und daher frisch an Temperatur. 
 
Die zwar ausreichend in den Zimmern verteilten Heizkörpern können die Mädels bedauerlicherweise nicht nutzen, da der Ölvorrat des Häuschens spontan zur Neige gegangen ist. Daher will man nun die behagliche Wärme des Backofens auch zur Erhöhung der Raumtemperatur nutzen.

Der Ofen geht nicht!“ tönt plötzlich ein Warnruf durch die Zimmer, was eine sofortige Versammlung in der schlauchartigen, antik senfgelb gefliesten Küche notwendig macht. Tatsächlich. Der Backofen ist still, kein Lüftchen regt sich, nicht der leiseste Hauch ist zu spüren.

So kann man wenige Minuten später in und ums Häuschen herum emsige Geschäftigkeit der Chicas wahrnehmen, auf der Suche nach der Quelle der plötzlichen Wärmeknappheit. Die heftigen Regenfälle machen die Suche nicht wirklich angenehm, trotzdem kämpfen sich die Mädels mit eisernem Willen durch die Widrigkeiten dieses noch jungen Tages.

Hier ist eine Sicherung raus geflogen!“ Diese Information kommt erstaunlicherweise nicht vom Sicherungskasten des Häuschens sondern aus den Tiefen des Pumpenraumes außerhalb des Gebäudes. Aha. Tatsächlich gibt es einen zweiten Stromkreis. Dieser wiederum ist durch den sintflutartigen Regen in seiner Funktionalität leider kurzfristig extrem eingeschränkt, also verzichten die Mädchen spontan auf Tee und heißes Gebäck, packen sich in das geräumige Mietauto und machen sich auf den Weg zu einem ausgiebigen, auswärtigem Frühstück.

Bleibt noch zu erwähnen, dass der im Normalfall einwandfrei funktionierende zweite Stromkreis auch den Warmwasserboiler des Häuschens versorgt...so verschoben die fünf jungen Chicas das Duschen einstimmig auf den folgenden Tag.

Nach drei abenteuerlichen und erkenntnisreichen Tagen auf der wunderschönen Insel Mallorca flog die Mädchentruppe schließlich fröhlich wieder nach Hause und freute sich dort ausgiebig über Strom und fließend Wasser.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann duschen sie noch heute.

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