Hin- oder Rückflug?


Einen wunderschönen guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie herzlich auf Ihrem Rückflug von Palma de Mallorca nach Nürnberg...“
„Bei uns ist es diesmal der Hinflug...lustig!“ raune ich meiner Tochter leise ins Ohr. Ich lehne mich entspannt zurück und wir warten auf die Starterlaubnis.

Weihnachtsferien. Zwei Wochen Deutschland. Wie es wohl wird?
Die vergangenen Tage standen auch hier auf der Insel ganz im Zeichen der bevorstehenden Festtage. 
Die Kinder bekamen ihre ersten Zeugnisse und ihre guten Zensuren machten uns wirklich sprachlos, das hatten wir ihnen in diesem Ausmaß nicht zugetraut! In der Schule pflegte man in den Tagen vor Weihnachten mit viel Herz die üblichen Traditionen: Ensaimadas backen mit den Kleinen aus der Vorschule. Weihnachtssingen der Schulkinder in den örtlichen Kirchen. 

Und NATÜRLICH nicht zu vergessen: ausgiebiges „Chocolate“- Essen! Diese Köstlichkeit ist vergleichbar mit dem deutschen Glühwein und Christstollen. Eine dickflüssige, warme Trinkschokolade, mit Milch zubereitet (kein Kakao!) und zum Dippen diverser gebackener Schweinereien wie Churros, Ensaimadas und noch Vielem mehr wunderbar geeignet.
Alles total gesund und „sin calorias“, versteht sich.

Auch unsere Baustelle hat ein Etappenziel erreicht. Strom und Wasser sind inzwischen verlegt, so dass es im Januar mit frischem Schwung an die endgültige Innenrenovierung gehen kann. Trotzdem sind wir froh, einige Tage Pause einlegen zu können, besonders meinen Mann haben die letzten Wochen angestrengt – körperlich wie auch mental.

So fliegen wir also unserem „Heimat“- Urlaub entgegen, wobei mir dieser Begriff zugegebenermaßen etwas schwer über die Lippen kommt. Ich fühle mich in unserem mallorquinischen Jahr schon sehr zu Hause...auch deshalb bin ich gespannt, welche Gefühle mich in Deutschland einholen werden.

Da ist er, ich seh ihn!“ Meine Tochter steuert schnurstracks auf den Mann meiner Freundin zu, der uns mit seiner geräumigen schwarzen Limousine am Flughafen empfängt und was unser Sohn sofort mit den Worten kommentiert: „Ich komme mir vor wie ein Promi!“ Wir freuen uns sehr, ihn zu sehen und lassen uns nur zu gerne von ihm durch den deutschen Dauerregen Richtung Dorf kutschieren.

Keine halbe Stunde später sitzen wir schon gemütlich bei Bier und Plätzchen im herrlich weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer unserer Freunde und erzählen uns die ersten Neuigkeiten. Ich muss sie immer wieder anschauen und ein bisschen knuddeln, so lange habe ich sie nicht gesehen. Es ist wirklich schön, wieder einmal hier zu sein! 
Und wir sind ordentlich gerührt von der unglaublichen Fürsorge, die uns hier entgegengebracht wird. Der Kühlschrank ist rappelvoll, die Getränke sind kaltgestellt, der Hase steht voll im Futter, Weihnachtsbaum und Weihnachtsdeko, ja sogar ein ganzes Haus wird selbstlos mit uns geteilt, Wurst, Käse und Brot von heimischen Metzgern und Bäckern lassen uns auf Wolke sieben schweben. 
Die Krippenfeier in der Kirche: als wären wir nie weg gewesen. So viele freuen sich, uns zu sehen, die Kinder ministrieren und ich genieße diesmal die Ruhe, denn ich brauche nicht mit zu machen. Ich darf einfach nur zusehen. Die halbe Gemeinde drückt uns ans Herz und besonders rührt mich am Ende der Satz: „Es ist halt schöner, wenn ihr da seid.“

Nach Heiligabend sind wir direkt wieder auf Tour, unsere Familie zu besuchen. Auch hier lassen wir uns nur zu gerne einladen in weihnachtliche Stimmung, leckeres Essen, Geschenke, gute Gespräche und dieses unverwechselbare „Daheim“-Gefühl, das wir aus unseren Kindertagen kennen.

Inzwischen ist die erste Woche schon wieder vorbei.
Unsere Eindrücke bisher?

Das Wetter ist nicht sehr erstrebenswert. Unsere Familien und unsere Freunde um uns herum dafür umso mehr. Sie lassen unser Dorf für uns zu einem richtigen Zuhause werden und es ist völlig egal, wo wir uns befinden, wir genießen es einfach, wenn wir zusammen sind.

Silvester schickt bereits seine Schatten voraus, was wird das kommende Jahr bringen? Wir werden wieder liebe Menschen zurück lassen, das ist der einzige Aspekt, der schmerzt. Die ersten Abschiede habe ich schon hinter mir, einer davon kam unerwartet. Offensichtlich kann ich nicht alle behalten...und das hat nicht unbedingt etwas mit der Entfernung zu tun.

Doch trotz der schönen und kuscheligen Zeiten hier in Deutschland sind mein Mann und ich uns einig:
Wir freuen uns sehr auf unsere Insel. Nach der (für mein Empfinden sehr kurzen) Zeit, die wir bisher dort verbringen konnten, ist die Erkenntnis folgende:
Dieses Projekt war die beste Idee, die wir je hatten.

Kommen wir zurück?
Bis jetzt ja.

Vamos a ver...



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